Holz- und Fertigungsqualität

Wenn sie etwas über MATADOR wissen wollen.
carlos1957
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Holz- und Fertigungsqualität

Beitrag von carlos1957 »

Hallo, Leute!

Ich habe am Montag ein Konvolut beliefert bekommen, welches ich von ein sehr nettes Paar aus Graz erworben habe, und welches zum Großteil aus dem Nachlass deren Vorfahren stammt. D.h., darin befinden sich Teile aus verschiedenen Epochen, bis inklusive Falk. Die ältesten Teile könnten sogar aus den späten 30er-frühe 40er stammen, denn das Konvolut beinhaltet z.B. eine 7x18-Grundplatte, und 3er-Räder mit nur 4 Löcher exklusive Mittelloch. Sehr auffällig ist die unterschiedliche Holz- und Fertigungsqualität der Teile, wobei manche unglaublich rauh und "fasserig" wirken (besonders im Vergleich mit der guten 60´s-70´s Qualität). Oder, wie im Falle von zwei 5er-Räder, welche wessentlich leichter sind als spätere (mit der Waage bestätigt), obwohl sie dieselbe Dicke haben.

Meine Theorie: bei den auffälligen Teile handelt es sich um Nachkriegsproduktion, da man das Material nehmen musste was man Fand, ohne wählerisch sein zu dürfen. Liege ich da richtig? Experten, bitte melden!

Noch etwas setzt mich in Erstaunen: das Konvolut enthaltet auch etliche unzerlegte "Baugruppen", welche teilweise mit Falk-Plastikstäbe gebaut wurden. Diese waren unglaublich festgesetzt, und es war nicht möglich sie nur mit Handdruck auf den Ausstoßer zu entfernen, sondern war der Hammer nötig. Als ich 1989 ein Reste-Konvolut beim sterbenden Matador-Geschäft in der Mahü für mein Sohn erworben habe (der übrigens kein Techniker sondern ein Top-Softwareentwickler wurde), irriterte mich unter anderem der sehr lose halt der Plastikstäbe, was sich bis heute bestätigt. Einziges auffälliges Merkmal: die Konvolut-Stäbe haben entlang keine "Größen-Punkte". Also, Frage an den Experten, hat es während deren kurze Existenzdauer physikalische Veränderungen an den Plastikstäbe gegeben?

Wie auch immer, Tatsache ist, dass unser Forum vom Konvolut sicher profitieren wird, konkret die Rubrik "Matador-Einzelteile". Ein erster, schneller Überblick zeigte schon tolle "Exoten" wie z.B. (tadellos funktionierenden) Kanonen mit Munition, schlanken Muffen, die oben erwähnte 7x18-Grundplatte, oder die #56 Preßspanschiene (also der Vorgänger der "dünne Strebe zweireihig gelocht"). Ich werde diese allmählich vorstellen.

Schönes, herrliches Spätsommerwetter heute. Ich wünsche Euch alle einen wunderbaren Tag, Liebe Grüße,

Carlos
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oelli
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Re: Holz- und Fertigungsqualität

Beitrag von oelli »

Hallo Carlos!

Es ist bekannt, dass die Holzqualität bei Matador nach dem 2. Weltkrieg oftmals ziemlich schlecht war.

Bei Falk gab es über die Zeit zumindest drei verschiedene Verbindungsstäbchen-Achsen-Systeme. Das folgende Foto zeigt die Variante die generell zu Beginn der Ära Falk verwendet wurde. Zum Beispiel in den roten Grundkästen 712, 713, 714.
Alle Verbindungsstäbchen bis einschließlich 40 mm Länge waren aus hellem, der natürlichen Holzfarbe angepasstem Kunststoff (auch die konnten schön abbrechen wie man sieht). Die längeren Verbindungsstäbchen waren alle aus naturfarbenem Holz. Alle Achsen waren aus dunkelbraun gefärbtem Holz.
Die Vorstecker für die Stäbchen waren dunkelbraun, die für die Achsen mittelbraun. Die Klemmhülsen waren aus mittelbraunem Kunststoff.

Diese Kunststoffstäbchen hielten ziemlich gut, nutzen sich zwar auch ab, aber nicht so stark wie die aus Holz.

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LG Thomas
AndyZaf
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Re: Holz- und Fertigungsqualität

Beitrag von AndyZaf »

Zum Thema 'Qualität' darf auch die Aussage nicht fehlen, daß viele Teile aus der 'Falk'-Ära paßtechnisch schlecht gefertigt waren. Das hat mir später auch ein Händler bestätigt. Man wollte so den Ausstoß reduzieren (!).

Man erkennt derartige Teile nicht auf den ersten Blick. Das Problem tritt auf, wenn man sie zusammenbauen will. Einen besonders krassen Fall im Anhang. Ich habe dort auf einen 'Falk'-4er Klotz zwei alte, 'gute' 10 Brettchen montiert.

Der Spalt ist offensichtlich.

Das Problem tritt auch in der Art auf, daß bspw. beim Verbinden zweier längerer Klötze (8er, 9er etc.), in jedem Loch eine Achse, diese nur sehr schwer durch die Löcher beider Klötze passen, je mehr Achsen verwendet werden. Die Achsen können sich dann nicht mehr frei drehen.

Maschinenbau-technisch gesagt: Schlechte Paß-Maße, die sogenannte 'Positionstoleranz' ist nicht gegeben. Wie das nach heutiger Norm gezeichnet würde, sehen wir in einem weiteren Bild hier.

Das Know-How von Matador ist (m.M.nach) sehr beeindruckend, wenn man eine 25er Platte mit 25 Stäbchen mit einer anderen 25er Platte verbinden kann. Und die eine Platte wurde 1935 produziert, die andere 1975. Meisterklasse!!
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oelli
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Re: Holz- und Fertigungsqualität

Beitrag von oelli »

Es ist seltsam, dass der Lochabstand bei dem 4er-Klotz nicht passt, wo doch die Maschinen die Falk verwendet hat alle Löcher eines Klotzes mit Hilfe einer Mehrspindelbohrmaschine auf einmal bohren.

Die aktuellen 25er-Platten werden übrigens nicht mehr aus Vollholz sondern aus Multiplex hergestellt, weil sich diese großen Platten durch das Arbeiten des Holzes gerne verziehen und deshalb die Passgenauigkeit problematisch ist.

LG Thomas
AndyZaf
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Re: Holz- und Fertigungsqualität

Beitrag von AndyZaf »

Habe nun ein weiteres Bild gefunden, das die klar sichtbaren Abweichungen der Falk-Teile dokumentiert.
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Leov30
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Re: Holz- und Fertigungsqualität

Beitrag von Leov30 »

Guten Morgen Matador-Freunde!

ich habe mir als Ergänzung einen Matador E500 Kasten + Matador Planes+Matador Cars (ich schätze ca. 4-8 Jahre alt) auf Willhaben gekauft - wenig bespielt, 95% der Teile vorhanden und auch relativ günstig (25EUR)
matador-baukasten+explorer+e500-1-768_1024_75-6034825_1.jpg
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Soweit - sogut!

Beim Bauen mit den Kindern bin ich dann richtig verfallen.
Die Passgenauigkeit ist mehr als beschi..en.
Bohrungen mehr als 0,25mm außermittig, Querschnitt der Klötze ähneln einem Trapez,...
3 Klötze mit Stab verbunden
3 Klötze mit Stab verbunden
20211222_052917.jpg (157 KiB) 9257 mal betrachtet
Meine Frage:
WAR (in den letzten 15 Jahren) bzw. IST die Qualität heute auch noch so schlecht?

vielen Dank für euren Input...

LG
Leo
Hans52
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Re: Holz- und Fertigungsqualität

Beitrag von Hans52 »

Hallo Leo!
Ich habe vor einigen Jahren bei einem alten 5er-Kasten aus den 1960s ein ähnliches Problem gehabt. Allerdings habe ich dabei rasch festgestellt, dass der Vorbesitzer die Brettchen nachgebaut hat - diese waren in der Breite und Dicke um bis zu einem mm kleiner und die Bohrungen passten auch überhaupt nicht. Ich habe diese Teile sehr bald entsorgt.

Ich habe gesehen, dass dein E500, vom Alter her ein neuerer Baukasten, mit 25,- sehr günstig war. Hat sich der Vorbesitzer eventuell auch im "Nachbau" versucht? Ich kann mir keineswegs vorstellen, dass "Matador" Bauteile mit solchen Abweichungen von der Normgröße in den Handel bringt!
Ich habe geplant, über Weihnachten mit einem neueren "5er" (in der Holzkasette) ein Modell zu bauen. Ich werde dabei auf die Passgenauigkeit besonders achten und hier berichten.

LG und frohe Weihnachten: Hans
Margareta
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Re: Holz- und Fertigungsqualität

Beitrag von Margareta »

Hallo Leo und Hans!

Ich baue derzeit mit den aktuellen Baukästen (E222, E318 und E417) und muss leider sagen, dass auch mir Probleme mit der Passgenauigkeit aufgefallen sind:
  • 1er Klötze mit einem Stäbchen aneinandergereiht bzw. diese Reihe dann an parallel einen anderen Klotz montiert schauen manchmal aus wie im Foto von Leo. Meistens hilft es einen/mehrere Klötze zu drehen. Mir ist aufgefallen, dass nicht die Stirnseiten das Problem sind, sondern die Seiten im Faserverlauf. Meines Wissens nach werden immer zwei 1er Klötze aus einem 3er Klotz gesägt, weshalb ich mir das momentan nicht erklären kann. Ich muss erst ein paar Bauwerke zerlegen, um zu testen, ob die 3er Klötze bereits das Problem haben.
  • Selten hatte ich auch bei 3+ Klötzen das Problem, dass sie längs aneinandergebaut scheren bzw. seltsam verdreht sind. Auch hier hilft es einen Klotz zu drehen, solange nicht alle Seiten kompakt verbaut werden.
  • Passungenauigkeiten, wie AndyZaf sie von den Falkklötzen herzeigt, bemerke ich bei den neuen Baukästen auch, wenn auch weniger stark ausgeprägt (siehe Fotos, die grünen Stäbchen gehen durch alle Bauteile durch).
  • Mir ist auch aufgefallen, dass es eine Charge gab, in der die Mittellöcher der 1er und 3er Räder zu groß waren, Stäbchen flutschten durch wie Achsen. Diese Räder wurden von Herrn Tobias ersetzt und jetzt passt alles wieder.
Passgenauigkeit_kloetze_1.jpg
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Passgenauigkeit_kloetze_2.jpg (179.03 KiB) 9219 mal betrachtet
  • Bei den 1er bis 3er Klötzen aus der Falkzeit stellte ich fest, dass die Längsbohrung, die von beiden Seiten überlappend gebohrt wird, nicht immer berrierefrei ist, wenn man ein Stäbchen/Achse längs durch den Klotz stecken möchte.
Das hindert mich aber alles nicht daran, jedes Wochenende mit Matador zu bauen.

Viele Grüße,
M.
carlos1957
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Re: Holz- und Fertigungsqualität

Beitrag von carlos1957 »

Hallo, Leute!

Wie wir wissen, arbeitet die Firma Tobias mit den selben Maschinen, welche schon über etliche Jahrzehnte im Einsatz waren. Ich konnte diese Maschinen vor ein paar Jahre besichtigen, im Züge eines Firmenausfluges, deren Route auch die ehem. Tischlerei Diwald inkludierte. Es handelt sich um "old school" Maschinen, d.h. massive Gußeisen-Gestelle, robuste und Formfeste Ausführung. Solche Maschinen sind zuverlässig. Ich glaube, dass das Problem eher am Holz selbst liegt. Dieser müsste eigentlich sehr lange vor Verarbeitung gelarget werden, um eine vollständige austrockung und den Abbau von inneren Spannung zu gewährleisten (erst dann erreichen die Rohlinge eine stabile Form). Wer sich, so wie ich, als "Hobby-Tischler" tätigt, weiß von den horrenden Preise für gutes Holz, und wenn dazu noch, durch Lagerung, viel gebundenes Kapital entsteht, dann versteht man die Seite des Produzenten besser. Ich möchte nicht einen Qualitätsmangel verharmlosen, sonder betonen dass, IMHO, es heutzutage sehr schwer ist, für einen akzeptabeln Preis, zu 100% einwandferie Holzprodukte zu liefern.

Noch ein kleiner HInweiss: Matadorteile können in einer sehr trockenen Atmosphere schrunpfen, so wie sie oft durch Heizen im Winter entsteht.

Falls ich hier doch von der Theorie her blödsinn geschrieben habe, dann bitte ich um Entschuldigung. Es handelt nur um persönliche Spekulationen.

Schönen Abend und Frohe Weihnachten, wünscht Euch,

Carlos
Lebt lange und in Frieden!
Matadorradio1924
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Re: Holz- und Fertigungsqualität

Beitrag von Matadorradio1924 »

Guten Abend,
Das Arbeiten des Matador Buchen Holzes.
Das Holz hat die Eigenschaft, Wasser aus der Luft aufzunehmen und an diese wieder abzugeben. Es besteht also ein dauernder Ausgleich zwischen
Luftfeuchte und Holzfeuchte.
Holz ist hygroskopisch.
Jede Feuchtigkeitsabgabe unter dem Fasersättigungszustand ist mit einer Schrumpfbewegung des Buchen Holzes verbunden ( Schwinden ).
Zieht das Holz wieder Feuchtigkeit an, vergrößert es sein Volumen.
Dieser Vorgang wird als ( Quellen ) bezeichnet.
Schwinden und Quellen erfolgt in den verschiedenen Richtungen des Holzes unterschiedlich.
Die Schwundwerte verhalten sich im großen Durchschnitt in der Längsrichtung zur Radialrichtung zur Tangentialrichtung wie 1:10:20.

In den Museen werden die Kästen und Bilderrahmen benebelt um das Holz stabil bei ca. 15% Holzfeuchte zu halten.

Matador Holzteile aus den 30iger und 40iger Jahren wurden in alten Hallen mit einer Luftfeuchtigkeit von 18% behobelt.
Dies war damals kein Problem, da damals die Wohnungen feucht und kalt waren.

In den 70iger Jahren mußte der Tischler seine Holzteile vor dem Hobeln auf 7% Holzfeuchtigkeit heruntertrocknen um eine Formstabilität zu gewährleisten.
Die Wohnungen wurden immer trockener durch die Zentralheizungen.

Nach jetztigen Stand wird das Holz schon auf 2 bis 3% getrocknet um in den heutigen zu trockenen Wohnungen eine Formstabilität zu gewährleisten.

Man müßte die alten Matador Holzteile wieder auf eine damalige Luftfeuchtigkeit von 15% und 7% befeuchten.

LG Franz
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