Baukästen vor 1920

Alles über die verschiedenen MATADOR-Baukästen.
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oelli
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Baukästen vor 1920

Beitrag von oelli »

Hallo Matador-Freunde!

In den ersten Matador-Zeitungen werden die Baukästen mit folgenden Namen bezeichnet:
  • Ausgabe 0 (Reklamenummer).
  • Folge f (Normalnummer) in feinem Karton.
  • Folge Fw (Doppelnummer in feinem Karton).
  • Große Nummer G (g weil groß und gewöhnliche Aufmachung) in Papierkarton. Enthält bedeutend erweiterten Inhalt (14 Räder). Dieser Nummer liegt ein aus einem Teile derselben fertiggestelltes Modell bei.
  • Feine Nummer Gf (f weil fein in Leinenkarton mit Goldaufdruck hat den selben Inhalt, wie die vorhergehende Nummer, vermehrt um die Bestandteile des beigegebenen Modells, dessen Material nicht dem Inhalt entnommen ist.x
Hier Bilder einer alten Doppelnummer. Der Unterkarton wurde sicher schon ein mal restauriert und die Stäbchen sind natürlich nicht mehr original.
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Die Folge Fw (Doppelnummer) hat den doppelten Inhalt der Folge f (Normalnummer) plus: einem 2er und 3er Bettchen die in einer unteren Lage versteckt sind:
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IMG_1689.jpg (1.04 MiB) 82 mal betrachtet

Im nächsten Beitrag möchte ich ausführlicher auf die unterschiedliche Stempelung der Bauteile mit ihren Größenangaben und eine Hypothese für die Datierung dieser eingehen.
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oelli
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Re: Baukästen vor 1920

Beitrag von oelli »

Wenn man die Fotos genau angesehen hat, dann fällt einem auf, das der Kasten 1er und 2er Klötze mit unterschiedlicher Beschriftungsart enthält. Wahrscheinlich wurden einzelne Bauteile schon einmal ergänzt.
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Die erste Beschriftungsvariante der Klötze hat die Größenzahl quer bei jedem Loch (außer auf den Stirnseiten) und zusätzlich noch ausgeschrieben auch bei jedem Loch', auf jeder Seite in einer anderen Sprache:
Deutsch, Englisch, Ungarisch, Französisch.

Bei der zweiten Beschriftungsvariante ist der Klotz nur auf einer Seite mit der Größenzahl beschriftet. Ab dem 2er-Klotz ist die Größenzahl zwei mal in Längsrichtung an den Enden gestempelt.
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oelli
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Re: Baukästen vor 1920

Beitrag von oelli »

Auch bei den Platten gibt es unterschiedliche Beschriftungen.
Die erste Variante hat die Beschriftung auf beiden Seiten mit einer größeren Schrift, die zweite Variante ist nur auf einer Seite Gestempelt und benutzt eine kleinere Schrift.
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Auch bei den Frettchen habe ich welche gefunden die auf beiden Seiten gestempelt wurden und solche die nur auf einer Seite gestempelt sind.

Es liegt die Annahme nahe, dass die aufwändigere Beschriftung die ältere Variante der Beiden ist. Ich will auf diese Theorie im folgenden Beitrag unter Zuhilfenahme von Matador-Zeitungen genauer eingehen.
carlos1957
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Re: Baukästen vor 1920

Beitrag von carlos1957 »

Guten Morgen Thomas

Schön von Dir zu hören (oder besser gesagt: zu lesen ;) ). Faszinierender Beitrag, ist ja fast wie "Altertumsforschung"! Meiner persönlichen Meinung nach, zeigen Deine Photos welch gutes Holz man damals benutzte denn, wenn man bedenkt das diese Teile einen JAHRHUNDERT hinter sich haben, sie doch noch immer baubar zu sein scheinen. Ich habe einmal probeweise etliche meiner ältesten Teile (ca. 90 Jahre) ein wenig mit den Schwingschleifer renoviert und, auch wenn sie ein paar Hundertsteln Millimeter am Querschnitt verloren, damit problemlos gebaut. Richtig behandelte Buche hält ewig!

Dank den Einsatz von Dir und andere super-engaggierten Foristen, baut sich allmählich in diese wunderbare Seite ein großartiger Fundus an historisches Wissen auf. Ich würde sagen, es ist heuzutage DIE Matador-Seite schlechthin, danke dafür dass Du sie ins Leben gerufen hast!

Schönen sonnigen Tag,

Carlos
Lebt lange und in Frieden!
Holzwurm1920
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Re: Baukästen vor 1920

Beitrag von Holzwurm1920 »

Hallo Thomas
eine sehr gute Idee dieser Beitrag.
Hier Mal ein Foto von meinen verschiedenen lösen Bausteinen.
LG Alois
Dateianhänge
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IMG_20250428_114509.jpg (737.32 KiB) 56 mal betrachtet
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oelli
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Re: Baukästen vor 1920

Beitrag von oelli »

Belege für die geschichtliche Einordnung der Bausteine.

Die folgende Abbildung, die in den ersten beiden Matador-Zeitungen, also ab 1905, 1907(?) enthalten war zeigt den Inhalt der Normalnummer stilisiert dargestellt. Der Zeichner war eher untalentiert und hat die perspektivische Verkürzung nicht berücksichtigt, daher sehen die Kötze hier auch sehr unrealistisch aus.
Bild 27.04.25 um 09.46.jpg
Bild 27.04.25 um 09.46.jpg (538.41 KiB) 36 mal betrachtet
Man sieht aber eindeutig, dass bei den Klötzen jedes Loch in Querrichtung mit der entsprechenden Zahl beschriftet ist, so wie es bei meinen alten Klötzen der Fall ist. Die textuelle Beschriftung wurde höchstwahrscheinlich weggelassen, da diese in der Abbildung nicht sinnvoll unterzubringen war. Genauso wie die Beschriftung auf den anderen Seiten der Klötze.
Es ist mir nicht bekannt ob auch Klötze größer als 5 mit dem aufwändigen Verfahren beschriftet wurden. Ich habe noch keine Bilder solcher Klötze gesehen. Es gab aber auch damals schon definitiv größere Klötze in den größeren Kästen ("Große Nummer" und "Feine Nummer").

Wann wurde auf die vereinfache Beschriftungsvariante umgestellt?
In der Matador-Zeitung Nr. 3 von 1908 wurde schon das vereinfachte Schema gezeigt:
Bild 28.04.25 um 19.58.jpg
Bild 28.04.25 um 19.58.jpg (1.14 MiB) 36 mal betrachtet
Auch wurde die Bezeichnung der Matador-Kästen in der Matador-Zeitung Nr. 3 von 1908 neu systematisiert: M 00, M 0, M 1, M2, ... M 5.

Weiters ging man auch in den Vorlagen dazu über dieses Beschriftungssystem zu standardisieren:
Klötze werden in Längsrichtung beschriftet, Brettchen und Platten in Querrichtung. Dies hat sich bis heute gehalten.
In der Matador-Zeitung Nr. 3 von 1908 wurde das noch nicht konsequent so umgesetzt. Immerhin können darin enthaltene Zeichnungen schon vor der Umstellung erstellt worden sein, aber in Matador-Zeitung Nr. 4 von 1910 wurden alle Modellvorlagen konsequent so beschriftet. Sogar die Platzierung der Nummern an den Enden der Kötze wurde beibehalten.
Beispiel:
Bild 28.04.25 um 20.09.jpg
Bild 28.04.25 um 20.09.jpg (714.29 KiB) 36 mal betrachtet

Abschließend meine Hypothese:
Die Klötze mit der aufwändigen Beschriftung wurden vor 1908 hergestellt. Dass diese älter sind als die andere Variante, dafür spricht auch, dass sie viel seltener in der Wildnis zu finden sind.

Übrigens ist bei beiden Varianten die Stempelung offensichtlich von Hand durchgeführt worden, was man an der unregelmäßigen Platzierung erkennen kann. Wann die Stempelung der Bauteile dann ganz aufgelassen wurde ist mir jedoch noch völlig unklar.

PS.
Danke Alois für das Bild mit den vielen gestempelten Bauteilen.
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