erschienen am 7. Juni 2000
Sie sehen's auf der Titelseite: wir lassen uns nicht verdrießen! Im Gegenteil: das sieht nach einem fröhlichen Aufbruch aus, und das ist es auch.
Es ist ebenfalls auch ein Umbruch: Umstieg auf leichteres Fahrwerk, auf selbstbetriebenes. Das ist gesund und macht unabhängiger. Es macht auch gute Laune und ist gut für die Verdauung. Solch positive Auswirkungen können eierköpfige, mißratene Beiräte und deren beamtete Schweinzelmännchen im Ministerium mittels Subventionsstreichung auch erzielen: innehalten, Entschlackung, neue Überlegungen.
Außerdem: wir haben es ja nie fürs Geld getan, sondern für uns, für die Sache (wer kann das schon von sich behaupten!). Also haben "Die da" ohnehin nicht unser Zentrum treffen können, sondern uns nur ein bißchen wehgetan, Abschürfungen sozusagen beigebracht.
Aber aus der Not wird eben Tugend:
Wir arbeiten also weiter und gehen mit runderneuerter Freude in eine nächste Saison voller Überraschungen, die Sie mit Spannung erwarten dürfen: unser "Hitler" wird wiederauferstehen und seinen offenbar nicht endenwollenden Kampf weiterkämpfen, ein "Don Juan" als ultimatives Menetekel der Gottlosigkeit könnte sich blicken lassen, Installationen nach Stücken von "Miles Davis" wollen eingerichtet sein, Vorlesungen, Gedichtabende, fluxushafte Aktionen, Gespräche und Sambakurse könnten stattfinden. Und: "Die da" - ein Stück nach Witkiewicz über die globale und totale Verbananenrepublikisierung auf allen Ebenen. Politisches Theater schlechthin.
Wer weiß. Guter Geschmack jedenfalls. Was ja - immer noch- das Besondere darstellt.
Ein paar Worte noch zur laufenden Saison:
Das Saisonende setzen wir mit dem Liederabend " Die Fahrt ins Heu", dem Schauspielabschlußprojekt für Verena Weiß und Michael Labres.
Sicher ein freudiger, fröhlicher Abschluß.
Wir laden ein!
Willi Bernhart
"Es hatte ein Bauer ein schönes Weib, das blieb so gerne zuhaus, sie bat oft ihren lieben Mann, er sollte doch fahren hinaus - er sollte doch fahren ins Heu..." |
Im Frühlingswinde Der Freund des jungen Mädchens Mit seinem Kurzschwert. Issa |
Sogar beim Lachen Macht sich das Mädchen Sorgen Um seine Linie. Yokichi |
ein Mann-Frau-Liedprogramm
von Willi Bernhart
mit Verena Weiss und Michael Labres
Reis' ich rundherum um diese Erde, das macht niemals, daß ich glücklich werde, darling oh, das geht nicht so... Man kann heut viele tausend Meilen in die fernsten Länder eilen, doch darauf kommt es gar nicht an oh; Norden, Süden, Osten oder Westen, für mich ist es dann am allerbesten, darling dann, wenn ich bei dir sein kann. Trad. / C.U. Blecher |
Potz Deubelsdreck und Schwerebrett,
Ick jeh mit Jette Lück zu Bett. Jette, komm in't Heu mit mich, Sieben Kinder mach ik dich: Willstu nich, denn willstu nich Aber haben muß ich dich, Denn mir puckerts fürchterlich, Jette, komm ins Heu zu mich! Margarete Beutler |
Es ist naheliegend, mit einer jungen Dame und einem jungen Herrn im Theater Liebeslieder einzustudieren. Die intimste Form des Dialoges zu erkunden und darzustellen.
Schlichte, schöne Lieder von Esther und Abi Ofarim und weiteren Interpreten aus den 60'ern dienen uns zur Entfaltung des geistigen und physischen Raums von Liebesverhältnissen.
Willkommen zu unserem Nachwuchs, dem wahrscheinlich besten der Welt!
P.S.: Die als Abschluß der offiziellen Studien - und Ausbildungszeit
von Verena Weiß und Michael Labres geplante "Möwe"
- Adaption mußte im Zuge der bekannten Wirren zumindest auf die nächste
Spielzeit verschoben werden.
Gedicht zur Zeit
Schwer ist es, seinen Weg zu gehn |
Die gerade stattfindende Rumänientour mit Gastvorstellungen
in den bezeichneten Städten ist das letzte und aktuellste Beispiel
dafür: zehn Jahre lang hat uns Österreich - die Kulturabteilung
des Außenamts im speziellen - geholfen, als theatralischer Botschafter
in aller Welt zu fungieren.
Wir haben wunderbare Reisen unternommen in Kuba und Brasilien, in
Saus und Braus gelebt, Preise eingeheimst, vernichtende Kritiken ebenso,
Ihre Exzellenzen die richtigen Botschafter kennengelernt, Schwarze in weißen
Handschuhen haben uns bedient, Weiße sich über uns schwarz geärgert..
Rußland, Ukraine,Polen, Bulgarien, Rumänien...
Wir erwähnen die europäischen Länder gar nicht im
einzelnen, wir kennen sie wie unsere eigene Westentasche. Ohne staatliche
Hilfe wäre dieser Luxus nicht möglich gewesen: nochmals ein großes
Danke also!
Und jetzt, in dieser für unser Land so schweren Zeit, jetzt, wo auch
das Außenamt kaum Geld mehr hat, helfen wir unserer Heimat, unserem
Österreich: unter Ausschöpfung aller Mittel, bei sparsamster
Organisation, bei absoluter Konzentration aller Teilvorgänge aktivieren
wir unser internationales Netz gerade in einem Augenblick, wo es nicht
nur künstlerischen, sondern auch politischen Sinn macht.
Auf diese sehr improvisierte, vielleicht sogar spartanische Art
werden wir in der nächsten Saison Gastspiele in Polen, England, Rußland
und den USA absolvieren.
Wir haben diese Reisen - unter Einbeziehung privater finanzieller
Mittel - so konzipiert, daß wir sie ohne Unterstützung seitens
des Außen - oder Kulturministeriums tun können.
Es ist ja schließlich unser Problem - frei, nach einem bekannten
Grazer Kulturpolitiker -, daß wir unsere Arbeit lieben somit auch
unsere Gastspieltätigkeit, daß wir gut genug sind, um als "Kulturbotschafter"
Österreichs und Grazens agieren zu können und daß wir keine
Gewerkschaft oder sonstige Interessensverbände hinter uns haben, die
für uns Mittel einfordern könnten.
If so - let's go!
We are from Austria!
Gastvorstellung des Theaters Vis
...in dieser Komödie eingetreten, seien Sie gesund und fröhlich...
Die Theatergruppe von Vis wirkt bei der Kulturgesellschaft "VIS". Sie wurde unter Fachleitung von Lenko Blazevic anfangs 1996 gegründet. Mit der Komödie "Jetzt oder wer weiss wann" erneuert die Gruppe am 22. April 1996 nach mehr als 35 Jahren das Amateurtheater in Vis.
Die Meinung der Kritik am Rundtisch können wir so aussagen: ...qualitative Adaption der Vorlage, rustikales, ungezwungenes volkstümliches Spiel. Archaische Sprache - vollgetroffene Atmosphäre von Vie. Die Schauspieler unterhalten sich richtig gut. Die Dramaturgie und die Regie sind gut geschafft.
Die Theatergruppt hat inzwischen andere Komödien veranstaltet: "Mirandolina" (C.Goldoni), "Morski covik"(nach Motiven aus "Der Bär" von A.P.Cechov), "Da ni jubavi"(P. Slovinic) und andere. (unredigierter Originaltext aus Kroatien)
Sonnenuntertgang Die Röte des Himmels läßt Oasen erwachen für den Nomaden der Liebe. Giuseppe Ungaretti |
ein Tschechow-Abend
nach Motiven von "Der Heiratsantrag" und "Jetzt oder nie"
in kroatischer Sprache
Dramaturgie: Sinisa Brajcic
Regie: Lenko Blazevic
mit Zdenko Karuza, Lina Blazevic, Sinisa Brajcic
am 16. und 17. Juni, jeweils um 21 Uhr