Kanonen Material

Alles über die verschiedenen Bestandteile die es von MATADOR gibt oder gegeben hat.
techsam04
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Kanonen Material

Beitrag von techsam04 »

Es ist ja bekannt, daß Matador in Zeiten des Materialmangels andere Hölzer als Buche verarbeitet hat. Ich habe jetzt ein Ansatzrohr 784, 18cm für das Schießblock System erworben, dessen Material ich nicht eindeutig erkennen kann.
Da das Schießblock-System nur von 1938-1943 produziert wurde muß dieses Bauteil auch aus dieser Zeit stammen.
Ansatz 18cm 1.JPG
Ansatz 18cm 1.JPG (75.72 KiB) 14731 mal betrachtet
Wer kann helfen?
Grüße Josef
Matadorradio1924
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Re: Kanonen Material

Beitrag von Matadorradio1924 »

Hallo Josef, es ist vermutlich eine Zirbe.
Denn die Zirbe ist feinporig und hat rötliche geschmeidige Äste zum Schnitzen und ist auch für Dreharbeiten bestens geeignet.
LG Franz
techsam04
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Re: Kanonen Material

Beitrag von techsam04 »

Hallo Franz, meine bisherigen Informationen zu Folge sollte es Weichsel sein. Dazu folgende Überlegungen: Da im Raum um Pfaffstätten in Baden und Mattersburg Weichselrohrkulturen für die Spazierstockerzeuger und Zigarettenspitzdreher existierten lag es nahe dass das Ausgangsprodukt Weichselholz war. Dies wurde auch von einem Holzfachmann bestätigt.
Zirbe hingegen ist in dieser Region kaum oder gar nicht anzutreffen.
Vielleicht findet sich noch eine Person die aus eigener Erfahrung bei MATADOR mehr darüber sagen kann.
LG Josef
R.Korbuly
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Re: Kanonen Material

Beitrag von R.Korbuly »

Jetzt sorge ich wahrscheinlich für die totale Verwirrung:
Die Erläuterungen, warum das Weichsel sein sollte ist logisch nachvollziehbar, in Baden und Umgebung wurden diese Hölzer angebaut.
Aber:
Rudolf Korbuly I, mein Großvater, ist 1931 aus Matador ausgeschieden und mit seiner Familie nach Thomatal (Lungau, Salzburg) gezogen.
Dort wurden auch Teile für Matador hergestellt, insbesondere Stäbe. Im Lungau wächst die Zirbe.
Es ist also durchaus möglich, daß Teile für Matador, auch aus Zirbe, dort hergestellt wurden.
Meinen Vater, Rudolf Korbuly II kann ich dazu nicht mehr befragen.

LG
Rudolf Korbuly III
techsam04
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Re: Kanonen Material

Beitrag von techsam04 »

Ich habe am 25.6.2024 ein Ansatzrohr 18cm Nr 784 erhalten.Nach genauer Untersuchung habe ich folgendes festgestellt:
Alter: produziert 1938 – 1943 für Schießblock
Hat eine Bohrung von 8mm und eine tatsächliche Länge von 20,5cm statt 18cm (lt. Ersatzteilliste), was eine Gesamtlänge mit Schießblock von 28,5cm ergibt. Es ist aus einem sehr dichten harten Holz mit gut eingewachsenen Ästen und einer markanten Maserung, einer für MATADOR bislang nicht bekannten und fürs erste nicht definierten Holzart.
Da das Rohr im Zeitraum 1938-1943 erzeugt wurde unterlag die Produktion den kriegswirtschaftlichen Einschränkungen dieser Zeit und Buchenholz dürfte der Bewirtschaftung unterlegen sein.


In der Gegend von Baden und Mattersburg, also im Raum um Pfaffstätten, der Produktionsstätte von MATADOR, existierten damals Weichselrohrkulturen für die Erzeugung von Pfeifenrohren, Spazierstöcken und Zigarettenspitze. Dieses Weichselholz (prunus mahaleb) könnte das Ausgangsprodukt sein aus dem das Ansatzrohr gedrechselt wurde.
Ein Holzfachmann bestätigte diese Meinung.
Nach einer anderen Meinung soll es Zirbenholz sein, was aus zwei Gründen zu bezweifeln ist: erstens hat Zirbenholz eine andere Maserung und 2. ist Zirbenholz ein weiches Holz.
Das Belegexemplar aber ist aus hartem Holz. Außerdem hat MATADOR immer harte Hölzer für Bauteile verwendet.
Der geäußerte Einwand „Weichselholz hat eine eigenartige typische Zeichnung mit kleinen Ellipsen“ kann entkräftet werden. An diesem Muster ist deutlich zu erkennen, dass die typische Zeichnung sich nur auf der Rinde befindet und keinesfalls im Holz sichtbar ist.
Außerdem wurden einige Musterstücke aus Weichselholz aufgeschnitten um die Holzstruktur/Maserung zu sehen. Diese stimmt mit der des Belegexemplares überein. Leider ist der typische Cumarin-Geruch von Weichselholz auf Grund des hohen Alters des Ansatzrohres kaum mehr feststellbar.
Daher wurden zwei Experimente gestartet. 1.Das Ansatzrohre wurde an der Stirnseite angeschliffen und der Schleifstaub roch eindeutig nach Cumarin und 2. Das erwärmte Ansatzrohr roch ebenfalls nach Cumarin. Damit ist der Beweis erbracht daß das Belegexemplar aus Steinweichselholz gefertigt wurde.
Ob es sich bei diesem Ansatzrohr um ein Serienprodukt oder einen Prototyp handelt ist nicht bekannt. Hier sind weitere Erfahrungen der MATADOR-Freunde gefragt.

Was könnte Ing KORBULY dazu bewogen haben Weichselholz zu verwenden?
1. Kriegswirtschaftliche Einschränkungen. Da Buchenholz ev. kriegswichtig war?
2. Finanzieller Vorteil, günstigere Dreherkosten, da zylindrische Grundform bereits gegeben, günstiges Rohmaterial, ev. aus Überholz/Abfall, Vorkommen in der Region
3. Stärkung der Region
Bei jedem der in der Region Pfaffstätten produzierenden "Röhrlproduzenten" fielen neben der (gemeinsam genossenschaftlich) produzierten Verkaufsware zahlreiche sonst unverkäufliche Reststücke, Schnittabfälle und Rodungsware an. Im Pfaffstättener Raum gab es bis in die 50er Jahre noch viele Drechsler, die Kleinware produzierten, wie beispielsweise Spielzeugkreisel (Tschibock) und hölzerne Alltagsware. Es istdaher sehr naheliegend, dass man die Verwendung des schlagzähen Steinweichselholzes versucht hat.
Das Foto zeigt, daß aus Abfällen (Überholz) die normalerweise verbrannt werden, solche Ansatzrohre erzeugt werden können. Die übliche Handelsware, Rohre mit 110cm Länge, waren dazu nicht notwendig, was das Ausgangsprodukt verbilligte.
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oelli
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Re: Kanonen Material

Beitrag von oelli »

Ein Aspekt fällt mir dazu noch ein:

Vielleicht hat sich ja das Rohr einfach wer nachmachen lassen oder für sich selbst hergestellt.
Man kann ja auch nie ausschließen, dass sich Leute selbst beholfen haben und sich Matador-Teile anfertigen.
Wenn die Anzahl solcher Fundstücke sehr klein ist, dann ist das bei Matador-Teilen auch immer eine Möglichkeit die man bedenken muss.
So wie das ja auch heute öfters mal gemacht wird.

LG
Thomas
techsam04
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Re: Kanonen Material

Beitrag von techsam04 »

Natürlich kann man dies nicht ausschließen solang man keinen gegenteiligen zweifelsfreien Beweis hat. Aber jeder der ein Matadorteil nachbaut möchte doch eine möglichst originalgetreue Kopie schaffen. Jeder Nachbauer würde daher die vorherrschende Holzsorte Buche verwenden und nicht die wohl außergewöhnliche Steinweichsel. Das wäre doch ein mißlungener Nachbau. Ich habe daher bei meinen Überlegungen die wahrscheinlichste Variante gewählt.
LG Josef
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oelli
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Re: Kanonen Material

Beitrag von oelli »

Hallo Josef!

Die Sache sieht für mich so aus:

* Maße stimmen nicht.
* Holzsorte stimmt nicht.
* Holz hat Asteinschlüsse -> Eigentlich Ausschuss.
* Es gibt keine weiteren Exemplare der selben Art.

All das kann man akzeptieren wenn man sich das Rohr für den Eigenbedarf herstellt oder herstellt ließ, z.B. weil es die von Matador nicht mehr zu kaufen gab. Zielgruppe sind doch hier Kinder die was bauen wollen, nicht Sammler oder Puristen.

Also würde ich sagen: Bis auf weiteres kein original Matador-Rohr.

Auch dieses rote Rohr, dass du in deiner Arbeit über die Matador-Kanonen zeigst, sieht für mich von der Form nicht richtig aus:
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LG
Thomas
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Re: Kanonen Material

Beitrag von oelli »

Gab es bei dem Schießbock-System zwei Arten von Rohren?
Welche mit der trompetenförmigen Aufweitung im Mündungsbereich und solche ohne?
Das rote Rohr hat ja diese Aufweitung nicht.

LG
Thomas
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oelli
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Re: Kanonen Material

Beitrag von oelli »

Vom Schießbock scheint es auch zwei Ausführungen gegeben zu haben.

Einer der leicht ausgebrochen ist, weil er zu wenig Fleisch an der Stelle hat, wo man die Rohre einsteckt:
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Der andere (eventuell überarbeitete) der hier massiver ausgeführt ist:
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LG
Thomas
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